Überholabstandsmessungen im Landkreis

Der ADFC Oldenburg ist auch im Landkreis mit dem OpenBikeSensor unterwegs um Überholvorgänge zu dokumentieren.

Aufgrund der beengten Verhältnisse, insbesondere innerorts auf den Ortsdurchfahrten, wird der Radverkehr vielerorts im Landkreis auf der Fahrbahn im Mischverkehr geführt. Dies meistens bei Tempo 50.

Viele Radfahrende fühlen sich bei Tempo 50 und höheren Verkehrsstärken auf der Fahrbahn nicht wohl. Zu enge Überholmanöver schmälern das Sicherheitsgefühl weiter und verringern die Akzeptanz beim Radeln auf der Fahrbahn. Dabei ist gesetzlich ein Überholabstand innerorts von 1,50 Metern und außerorts von 2,00 Metern vorgeschrieben.

42% der bisher gemessenen Abstände fallen im Landkreis zu gering aus

Daher wollte der ADFC wissen, wie es um die Überholabstände im Landkreis bestellt ist. Mit ersten Sensoren des Kreisverbandes Osnabrück wurden in einem ersten Aufschlag 1170 Überholvorgänge im Landkreis dokumentiert. Dies unter anderem in den Gemeinden Hude, Sandkrug und der Stadt Wildeshausen. Von diesen Überholvorgängen fielen 42% mit einem zu geringen Abstand unter 1,50 Meter auf.

Erster Schwerpunkt in Hude

Mit 758 Messungen lag einer der Schwerpunkte des Auftakts der Messinitiative in der Gemeinde Hude, hier insbesondere auf die Ortsdurchfahrt und die auf der anderen Seite der Bahnlinie verlaufenden Gemeindestraßen.

117 Überholvorgänge wurden für die „Parkstraße“ ausgewertet, hier liegt der Mittelwert bei etwa 1,52 Metern. Ähnlich sieht es für die Straße „Auf der Nordheide“ aus. Hier liegt der Mittelwert bei 1,56 Metern.

Dabei zeigt sich eine deutliche Varianz zwischen Minimalwerten von weit unter einem Meter und Werten über zwei Metern auf den selben Abschnitten. Dies zeigt, dass ein korrektes und sicheres Überholen eigentlich möglich ist. Die zu geringen Abstände sind es allerdings, die Radfahrenden am ehesten in Erinnerung bleiben und das Fahrradklima in dem Klosterort prägen. Darunter Überholvorgänge vor Engstellen, schlecht einsehbaren Kurven und Einmündungen mit und ohne Gegenverkehr, aber auch zu enge Überholvorgänge trotz sonst freier breiter Fahrbahn.

Schwierige Verhältnisse in Wildeshausen

Bei ersten Messfahrten in Wildeshausen zeigt sich für die Einfallstraße direkt vor dem Kreishaus nach ersten Messungen kein schönes Bild: Auf der Strecke Delmenhorster Straße, Huntetor und Zwischenbrücken scheint es kaum Akzeptanz und Rücksicht seitens der Autofahrenden für Radfahrende auf der Fahrbahn zu geben. Hier liegen die Mittelwerte unter 1,50 Metern.

Radwegnovelle im Landkreis

Der Landkreis hat in den vergangenen Jahren die Radwegnovelle im Landkreis umgesetzt und an Kreis- und Landesstraßen die Benutzungspflicht der (gemeinsamen Geh- und) Radwege überprüft. Vielerorts hat sich herausgestellt, dass die Breiten und Oberflächen der benutzungspflichtigen Wege ungenügend waren und nicht den aktuellen Regeln- und Verordnungen entsprachen. Auch gab es Gefahren- und Konfliktpunkte zwischen Radverkehr und Fußverkehr oder Radverkehr und Autoverkehr. Der ADFC wurde bei den Beratungen und Begehungen hinzugezogen.

Wir haben uns eingesetzt für:

  • Tempo 30, da wo der Radverkehr innerorts auf der Fahrbahn mit dem Autoverkehr unterwegs ist
  • sichere Überleitungen, da wo der Radverkehr vom Radweg auf die Fahrbahn und umgekehrt wechseln muss
  • sichere Querungshilfen, da wo der Radverkehr die Straßenseite wechseln muss
  • Piktogramme auf der Fahrbahn, wo der Radverkehr die Fahrbahn nutzen soll
  • mittel- und langfristig eine sichere und vom Kfz-Verkehr getrennte Radinfrastruktur

Leider wurden einige Punkte bisher nicht zufriedenstellend umgesetzt bzw. fanden bei den Beratungen keine Mehrheit.

Aufklärung, Empfehlungen und Ausweitung der Messungen

Die ersten Ergebnisse der Messungen zeigen, dass noch deutliches Aufklärungspotenzial besteht um insbesondere Autofahrende auf den gesetzlichen Überholabstand hinzuweisen. Auch eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf Tempo 30 kann den „Überholdruck“ minimieren und das Radfahren auf der Fahrbahn spürbar angenehmer machen. Da wo Messungen besonders häufig einen geringen Überholabstand aufzeigen, vor allem in Kombination mit Engstellen, Kurven bzw. schlecht einsehbaren Straßenbereichen, sollte auch das Aufstellen des Zeichens 277.1 geprüft werden, welches mehrspurigen Fahrzeugen (z.B. Autos) verbietet, einspurige Fahrzeuge (z.B. Fahrräder) zu überholen.

Letztendlich ist ein geringer Überholabstand für den Menschen auf dem Fahrrad nicht nur eine Frage des subjektiven Sicherheitsgefühls, sondern kann bei Abständen unter einem Meter auch zur realen Gefahr werden.

Der ADFC Oldenburg empfiehlt Radfahrenden auf der Fahrbahn ausreichend Abstand zum Fahrbahnrand zu halten, insbesondere bei parkenden Autos. Ein ausreichender Abstand von etwa einem Meter stellt auch sicher, dass notfalls Platz zum ausweichen bei engen Überholmanövern besteht. Außerdem verhindert bzw. erschwert ein ausreichender Abstand zum Fahrbahnrand auch, dass trotz Gegenverkehr überholt wird.
Autofahrenden wird empfohlen beim Überholen von Radfahrenden mit dem kompletten Fahrzeug die Mittellinie zu überqueren. Auch sollte die Geschwindigkeit von Fahrrädern nicht unterschätzt werden.

Die Messungen im Landkreis sollen zukünftig weiter ausgeweitet werden. Maßnahmen wie Temporeduzierungen, Piktogramme, Überholverbote und Aufklärungskampagnen sollen durch Mess- und Kontrollfahrten nachträglich bewertet werden. 

Der OpenBikeSensor ist ein offenes Projekt, an dem jeder teilnehmen bzw. helfen kann den Sensor weiterzuentwickeln.

Der Sensor besteht aus zwei Ultraschallsensoren (links und rechts) zur Abstandsmessung und einem GPS-Sensor zur Standordbestimmung. Auf einem kleinen Display am Lenker werden die Abstände angezeigt und mittels einer Taste dann mit den Abstandswerten, Zeitangabe, GPS-Koordinaten und Geschwindigkeit auf einer Speicherkarte abgespeichert. Diese Werte können anschließend auf einem Portal hochgeladen und auf einer Karte visualisiert werden.

Die Bauanleitung des Sensors ist Open Source. Der Zusammenbau des Sensors aus den vielen elektronischen Einzelteilen erfordert viel Geschick und Können. Das Gehäuse des Sensors wird mithilfe eines 3D-Druckers erstellt.

Der ADFC Oldenburg hat mittlerweile zehn eigene Sensoren, die von Aktiven gebaut worden sind und die zukünftig in Stadt und Landkreis unterwegs sein werden.

Downloads

Zu enger Überholvorgang

Copyright: Christian Lüdke, ADFC Oldenburg

1068x720 px, (JPG, 194 KB)

Display OpenBikeSensor

Copyright: Christian Lüdke, ADFC Oldenburg

4032x3024 px, (JPG, 3 MB)

Überholabstand Hude - 50 cm

(SVG, 46 KB)

Überholabstände Hude - 25 cm Schritte

(SVG, 52 KB)

Straßen in Hude

(SVG, 127 KB)

Messungen in Hude

1894x1025 px, (PNG, 1 MB)

Messungen Wildeshausen

1892x1038 px, (PNG, 1 MB)

OpenBikeSensor am Fahrrad

Copyright: Christian Lüdke, ADFC Oldenburg

4032x3024 px, (JPG, 4 MB)

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Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC Oldenburg?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

    Der ADFC Kreisverband Oldenburg arbeitet hauptsächlich auf drei Gebieten, die sich aber teilweise überschneiden.
    Der erste Bereich ist die Verkehrspolitik.  Hier nimmt der ADFC Einfluss auf die Politik, mit dem Ziel, die verkehrliche Situation für den Radverkehr zu verbessern.  So hat der ADFC bei der Fahrradstation mitgewirkt, bei der Gestaltung der Heiligengeiststraße und der Fahrradstraße, er hat einen Vertreter im Verkehrsausschuss der Stadt Oldenburg, beim Strategieplan Mobilität und Verkehr (Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes) und in der AG Radverkehr (Verwaltung, Polizei und ADFC) und ist auch sonst immer dann zur Stelle, wenn Belange der Radfahrerinnen und Radfahrer berührt werden.

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  • Wie erreiche ich den ADFC Oldenburg?

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    Ziegelhofstraße 97
    26121 Oldenburg

    Telefon: +49 441 13781
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