Fahrradstraßenachse Fliegerhorst-Innenstadt
In Oldenburg gibt es bislang drei Fahrradstraßen. Jetzt soll eine vierte hinzukommen: die geplante Fahrradstraßenachse Fliegerhorst-Innenstadt.
Fahrradstraßenachse Fliegerhorst-Innenstadt
Damit wird der neue Stadtteil Fliegerhorst und die künftig 3.000 Einwohner*innen mit der Innenstadt verbunden. Derzeit gibt es keine schnelle, sichere und komfortable Radverkehrsverbindung vom Fliegerhorst zur 4 km entfernten Innenstadt. Dieses Defizit soll mit der geplanten Fahrradstraßenachse Fliegerhorst-Innenstadt beseitigt werden. Im Verlauf der Route werden weitere Stadtquartiere wie Dietrichsfeld, Ziegelhof angebunden. Auch die große Anzahl von Rad fahrenden Schüler*innen der Innenstadtgymnasien, des Schulzentrums Alexanderstraße sowie weiterer Schulen profitiert von dieser Hauptachse für den Radverkehr.
Bild 1: Verlauf der Fahrradstraßenachse Fliegerhorst-Innenstadt (Quelle: eigene Darstellung; Kartengrundlage: https://gis4ol.oldenburg.de/Stadtplan/)
Die Fahrradstraßenachse Fliegerhorst-Innenstadt verläuft über diese Straßenzüge: Mittelweg – Babenend – Rauhehorst – Nedderend – Rüthningstraße - Melkbrink – Wardenburgstraße – Friedrich-August-Platz – Sedanstraße – Saarstraße – Würzburger Straße – Ziegelhofstraße (Bild 1).
Die Umwegführung über Rauhehorst soll durch eine direkte Verbindung unter der Autobahn hindurch ersetzt werden, die sich allerdings aufgrund der hohen Kosten nicht adhoc realisieren lässt.
Bemerkenswert und bislang einmalig in Oldenburg: Das Konzept für die Fahrradstraßenachse wurde von einer Projektgruppe aus Mitgliedern des ADFC, VCD und Verkehrswandel Oldenburg erarbeitet.
Der Rat der Stadt hat dieses Konzept im März beschlossen und die Verwaltung beauftragt, die Fahrradstraßenachse Fliegerhorst-Innenstadt bis Ende Oktober 2022 fertigzustellen.
Das Konzept berücksichtigt die heutigen Standards für Fahrradstraßen. Die Breite der Fahrgasse beträgt 4,00 m, so dass sich zwei pro Fahrtrichtung nebeneinander radelnde Radfahrer*innen bequem begegnen können, egal ob per Lastenrad oder mit Anhänger. Neben parkenden Autos am Fahrbahnrand ist ein zusätzlicher Sicherheitstrennstreifen von 0,75 m vorgesehen, der Dooring-Unfälle wirksam vermeidet (Bild 2).
Bild 2: Beispiel für eine Fahrradstraße im Streckenverlauf mit Piktogrammen und Sicherheitstrennstreifen (Quelle: https://difu.de/publikationen/2021/fahrradstrassen-leitfaden-fuer-die-praxis)
In zwei Abschnitten sind die heutigen Straßenbreiten durch am Fahrbahnrand parkende Autos zu schmal. In diesen Abschnitten wird das Parken neu geordnet, dabei bleibt die Anzahl der heute vorhandenen Parkmöglichkeiten erhalten. Vom Status einer Fahrradstraße profitieren übrigens auch die Anwohner*innen, wenn durch das Zusatzzeichen "Anwohner frei" der Durchgangsverkehr ausgeschlossen und damit der Verkehr beruhigt wird.
Der Radverkehr hat entlang der Fahrradstraßenachse an allen Kreuzungen Vorfahrt (Bild 3), Ausnahme sind Melkbrink und Rauhehorst. Dort müssen die Radfahrer*innen wie bislang üblich die Vorfahrt beachten. Um das Überqueren dieser beiden Hauptverkehrsstraßen leichter und sicherer zu gestalten, sind in der ersten Umsetzungsstufe die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h und Markierungen auf der Fahrbahn angedacht, in Ergänzung zum vorhandenen Zebrasteifen am Melkbrink bzw. zur Mittelinsel Rauhehorst. In einer zweiten Umsetzungsstufe soll das Überqueren durch Anforderungslichtsignalanlagen noch einmal sicherer gestaltet werden.
Bild 3: Beispiel für eine Fahrradstraße im Kreuzungsbereich mit Markierung und Piktogrammen (Quelle: https://difu.de/publikationen/2021/fahrradstrassen-leitfaden-fuer-die-praxis)
Und das bringt die neue Fahrradstraßenachse: mehr Sicherheit (Tempo 30, geringer Kfz-Verkehr, besondere Rücksichtnahme auf Radfahrende), mehr Komfort (ruhige Straßen, ebene Fahrbahnen) und eine höhere Reisegeschwindigkeit für die Radfahrenden (Vorrang, nahezu keine Ampelstopps). Zudem ist sie kostengünstig (350.000 € in der 1. Stufe zzgl. 150.000 für die 2. Stufe) und kurzfristig (wenige Monate) umsetzbar.
Gleichzeitig ist sie beispielgebend für ein stadtweites Netz aus Fahrradstraßenachsen bzw. Vorrangrouten. Nach den Vorstellungen von ADFC, VCD und Verkehrswandel sollen in den kommenden 3-4 Jahren alle Stadtteile mit entsprechend komfortablen und sicheren Achsen mit der Innenstadt verknüpft werden. Damit würde man für den Verkehrssektor einen wichtigen Beitrag leisten, um Oldenburg – wie vom Stadtrat im letzten Jahr beschlossen – bis 2035 klimaneutral zu machen.
Selbstverständlich müssen auch die Radwege an Oldenburgs Hauptverkehrsstraße wie Alexanderstraße, Nadorster Straße, Cloppenburger Straße fahrradfreundlich mit der notwendigen Breite und Ebenheit ausgebaut werden. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, braucht das leider sehr lange Zeit-räume und verursacht enorme Kosten, die um ein Vielfaches höher liegen als die Schaffung eines stadtweiten Fahrradstraßennetzes.
Näheres zum Konzept der Fahrradstraßenachse Fliegerhorst-Innenstadt finden Sie hier:
- https://buergerinfo.oldenburg.de/getfile.php?id=245680&type=do
- https://buergerinfo.oldenburg.de/getfile.php?id=245679&type=do
Dirk Müller, Volker Myrtus, Jürgen Pieper