Überholabstandsmessungen mit dem OBS
Der ADFC Oldenburg setzt den OpenBikeSensor zur Messung von Überholabständen ein um Politik und Verwaltung auf Missstände beim Fahren im Mischverkehr hinzuweisen.
In vielen Nebenstraßen radelt man mit dem Fahrrad auf der Fahrbahn, aber es gibt auch stärker befahrene Straßen auf denen der Radverkehr im Mischverkehr gemeinsam mit dem Autoverkehr auf der Fahrbahn geführt wird. Unabhängig vom geltenden Tempolimit kommt es immer wieder zu Überholvorgängen. Gesetzlich vorgeschrieben ist dabei ein Überholabstand von 1,50 Metern innerorts und 2,00 Metern außerorts. Gefühlt kommt es allerdings immer wieder zu engen Überholmanövern, die nicht nur für die Person auf dem Fahrrad unangenehm sind, sondern mitunter auch gefährlich. Wir wollen daher einmal in Erfahrung bringen, wie weit sich das subjektive Gefühl durch objektive Messwerte auf den Straßen in Stadt und Landkreis bestätigen lässt.
Der OpenBikeSensor ist ein offenes Projekt, an dem jeder teilnehmen bzw. helfen kann den Sensor weiterzuentwickeln.
Der Sensor besteht aus zwei Ultraschallsensoren (links und rechts) zur Abstandsmessung und einem GPS-Sensor zur Standordbestimmung. Auf einem kleinen Display am Lenker werden die Abstände angezeigt und mittels einer Taste dann mit den Abstandswerten, Zeitangabe, GPS-Koordinaten und Geschwindigkeit auf einer Speicherkarte abgespeichert. Diese Werte können anschließend auf einem Portal hochgeladen und auf einer Karte visualisiert werden.
Die Bauanleitung des Sensors ist Open Source. Der Zusammenbau des Sensors aus den vielen elektronischen Einzelteilen erfordert viel Geschick und Können. Das Gehäuse des Sensors wird mithilfe eines 3D-Druckers erstellt.
Der ADFC Oldenburg hat mittlerweile zehn eigene Sensoren, die von Aktiven gebaut worden sind und die zukünftig in Stadt und Landkreis unterwegs sein werden.
Erste Messungen: 36% zu gering in der Stadt, 42% zu gering im Landkreis
Mit ersten Sensoren des Kreisverbandes Osnabrück wurden Messungen in Stadt und Landkreis durchgeführt. Mittlerweile stehen dem ADFC Oldenburg zehn eigene Sensoren zur Verfügung, die derzeit montiert an Fahrrädern in Stadt und Landkreis unterwegs sind. Die Ergebnisse werden von den Fahrer*innen nach und nach auf das verlinkte Portal hochgeladen und veröffentlicht.
Aufklärung, Empfehlungen und Ausweitung der Messungen
Die ersten Ergebnisse der Messungen zeigen, dass noch deutliches Aufklärungspotenzial besteht um insbesondere Autofahrende auf den gesetzlichen Überholabstand hinzuweisen. Auch eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf Tempo 30 kann den „Überholdruck“ minimieren und das Radfahren auf der Fahrbahn spürbar angenehmer machen. Da wo Messungen besonders häufig einen geringen Überholabstand aufzeigen, vor allem in Kombination mit Engstellen, Kurven bzw. schlecht einsehbaren Straßenbereichen, sollte auch das Aufstellen des Zeichens 277.1 geprüft werden, welches mehrspurigen Fahrzeugen (z.B. Autos) verbietet, einspurige Fahrzeuge (z.B. Fahrräder) zu überholen.
Letztendlich ist ein geringer Überholabstand für den Menschen auf dem Fahrrad nicht nur eine Frage des subjektiven Sicherheitsgefühls, sondern kann bei Abständen unter einem Meter auch zur realen Gefahr werden.
Der ADFC Oldenburg empfiehlt Radfahrenden auf der Fahrbahn ausreichend Abstand zum Fahrbahnrand zu halten, insbesondere bei parkenden Autos. Ein ausreichender Abstand von etwa einem Meter stellt auch sicher, dass notfalls Platz zum ausweichen bei engen Überholmanövern besteht. Außerdem verhindert bzw. erschwert ein ausreichender Abstand zum Fahrbahnrand auch, dass trotz Gegenverkehr überholt wird.
Autofahrenden wird empfohlen beim Überholen von Radfahrenden mit dem kompletten Fahrzeug die Mittellinie zu überqueren. Auch sollte die Geschwindigkeit von Fahrrädern nicht unterschätzt werden.